Am vergangenen Samstag, 16. Mai, waren wir erneut in Heidelberg und dieses Mal auch in Mannheim unterwegs, um gemeinsam mit vielen anderen AntifaschistInnen gegen Versammlungen sogenannter „Corona-Rebellen“, eine Mischung aus rechten VerschwörungstheoretikerInnen, Nazis und denen, die sich nicht von all dem distanzieren möchten, zu protestieren.
In Heidelberg hatten sich die Corona-LeugnerInnen auf dem weit von der Innenstadt abgelegenen Parkplatz des Messplatz in Kirchheim versammelt. Das Ordnungsamt hatte ihnen nicht gestattet, sich ein weiteres Mal auf dem Uniplatz zu versammeln. So kamen an diesem Wochenende dann auch ohne das übliche Laufpublikum nur etwa 90 Demonstrierende zusammen, also um einiges weniger als noch in den Wochen zuvor. Auffällig war, dass der Prozentsatz an eindeutigen und organisierten FaschistInnen nun deutlich höher war (hier verweisen wir ein weiteres Mal auf den guten Bericht unserer GenossInnen von der AIHD/iL). Den nicht-offen faschistisch agierenden Teil der ProtestlerInnen, der angeblich zum Schutz der Grundrechte aufmaschiert war, störte das natürlich mal wieder nicht. Viele waren vermutlich einfach zu beschäftigt damit, antisemitische und sonstige rechte Verschwörungstheorien zu verbreiten, um sich auch noch Gedanken über die Reichskriegsflaggen und andere Nazi-Symbolik auf der Versammlung zu machen, auf die sie mehrfach von AntifaschistInnen hingewiesen wurden.
In guter Tradition pfiffen die Corona-LeugnerInnen wieder auf jegliche Sicherheitsabstände, Viele fühlten sich von der Maskenpflicht ausgenommen. Die Heidelberger Polizei, die eigentlich die Einhaltung dieser Schutzvorkehrungen durchsetzen sollte und noch zwei Tage zuvor bereit war, unter dem Vorwand dieser Einschränkungen Antirassismus-AktivistInnen mit willkürlichen und mit überzogenen Maßnahmen zu überziehen (siehe unser Bericht von den Seebrücken-Kundgebungen), hatte damit freilich kein Problem und missachteten die Infektionsschutz-Vorgaben selbst konsequent.
Erfreulich war, dass sich auch an diesem Wochenende viele AntifaschistInnen in Kirchheim einfanden, um dem Geschwurbel von Rechts Protest entgegenzusetzen. Nachdem man sich Teile der Kundgebungsfläche der Corona-LeugnerInnen angeeignet hatte, konnte die Kundgebung erfolgreich bis zu einem Punkt gestört werden, an dem sie unterbrochen werden musste. So wurden die Redebeiträge um etwa eine halbe Stunde verzögert und eindeutig gezeigt, dass Corona-Schwurbler in Heidelberg nicht willkommen sind, was die Rechten sichtbar reizte.
Die Polizei war sich später natürlich nicht zur schade, die AntifaschistInnen als einzige Personen auf der Kundgebung, die sich an die Infektionsschutz-Vorgaben hielten, mit Gewalt wegzuräumen und den FaschistInnen und ihren Verbündeten so einen Gefallen zu tun.
Anschließend ging es für einige von uns noch nach Mannheim, wo ebenfalls eine Kundgebung von „Corona-Rebellen“ stattfinden sollte. Wir schlossen uns der Menschenmenge an, die gegen die Kundgebung auf dem Marktplatz protestieren wollte. Allerdings wurden die GegendemonstrantInnen kurz vor dem Marktplatz von einer Polizeikette gestoppt. Eine Gruppe von AntifaschistInnen, denen es gelungen war, zum Standort der Kundgebung zu gelangen, wurde brutal von Sondereinheiten der Polizei auf die Straße und in die angehaltene Menge gestoßen. Nach einiger Zeit konnten wir eine spontane Kundgebung anmelden, wurden jedoch in eine Seitengasse außerhalb Seh- und Hörweite gezwungen. Als wir merkten, dass auf diese Weise kein vernünftiger Gegenprotest möglich war, wurde die Versammlung aufgelöst. Daraufhin begaben sich mehrere Gruppen auf Umwegen über Seitenstraßen zur Kundgebung. Einzelne AktivistInnen wurden jedoch von der Polizei erkannt und ohne eine weitere Begründung des Platzes verwiesen.
Erfreulich war jedoch am Ende des Tages die Reaktion auf die Kundgebung und den antifaschistischen Protest in den Straßen Mannheims: viele PassantInnen lasen interessiert die Flyer der GenossInnen der Antifaschistischen Aktion (Aufbau) Mannheim, die über die Verschwörungsdeppen aufklärten. Dem antifaschistischen Protest wurde viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Aus diesen beiden Kundgebungen nehmen wir mit, dass selbst wenn es um gesundheitsrelevante Theme wie Corona bzw. die Leugnung des Virus durch allerlei absurde Verschwörungsmythen geht, die Polizei nicht unser Freund und Helfer ist, und der solidarische Kampf für die Schwächsten unserer Gesellschaft immer noch von jedem und jeder einzelnen mitgetragen werden muss.
In diesem Sinne: Verschwörungsmythen und Nazis entgegentreten!