Heute vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos vor den Alliierten. Nach zwölf Jahren faschistischer Terrorherrschaft, der Entfesselung eines brutalen Vernichtungskriegs und der Durchführung eines industrialisierten Massenmords an Jüdinnen und Juden, der Shoa, und an anderen Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel den Sinti und Roma sowie der Ermordung vieler weiterer Menschen, darunter Behinderte, Homosexuelle, KommunistInnen, SozialdemokratInnen und AnarchistInnen, war die Macht des Nazi-Regimes endlich gebrochen.

Für all die Menschen, die unter der NS-Herrschaft gelitten haben, war und ist der Tag, an dem dieses Regime zerschlagen wurde, völlig zurecht ein Tag der Freude.

Gleichzeitig kann und darf diese berechtigte Freude nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach dem 8. Mai die Nazis und ihr Gedankengut natürlich nicht verschwunden waren. An vielen Stellen existierte es fort und „ehemalige“ Nazis bekleideten im „neuen“ Deutschland bald wieder wichtige Ämter. Eine Entnazifierung fand nie vollständig statt und so sind Rassismus und Antisemitismus in diesem Land für viele Menschen noch immer Alltag. Aus der „alltäglichen“ Diskriminierung und dem Fortbestehen bewaffneter faschistischer Netzwerke erwächst dabei immer wieder rechter Terror, wie zuletzt in Hanau, wo neun Menschen aus rassistischen Motiven getötet wurden.
Um institutionelle Diskriminierung anzuprangern und auf das Weiterbestehen von Rassismus aufmerksam zu machen, haben migrantische Selbstorganisationen und antirassistische Gruppen für den 8. Mai zu einem „Tag des Zorns“ aufgerufen. Wir erklären uns solidarisch mit den Aufrufenden und teilen ihre Forderungen. Eine Entnazifizierung muss endlich stattfinden! Erinnern heißt Kämpfen!