Am Donnerstag, 14. Mai, fanden in Heidelberg drei Kundgebungen statt, zu denen der Heidelberger Ableger der „Seebrücke“ aufgerufen hatte und an denen auch wir uns beteiligten.

Zuerst versammelten sich einige dutzend Menschen in der Nähe des Friedrich-Ebert-Platzes an der Plöck. In Redebeiträgen wurden die PassantInnen und BesucherInnen des nahgelegenen Wochenmarktes über die katastrophale Situation in den Geflüchteten-Camps auf den griechischen Inseln informiert und die Untätigkeit der deutschen Regierung sowie der EU angeprangert. Diese ignorieren seit Monaten die Hilferufe aus den völlig überfüllten Lagern, wo Menschen trotz der fortschreitenden Ausbreitung des Corona-Virus über die ganze Welt weiter zu Tausenden eingepfercht sind – ohne jede Möglichkeit, die notwendigen Schutzmaßnahmen zu Genüge einzuhalten. Sollte das Virus auch im Lager ankommen, steht ein noch viel schlimmeres humanitäres Desaster hervor.

Durch die Verlesung einer Erklärung von Geflüchteten aus dem Lager Moria auf der Insel Lesbos, das mehrfach in den letzten Monaten aufgrund der menschenunwürdigen Lebensbedingungen vor Ort in den Schlagzeilen war, konnte den Betroffenen eine Stimme gegeben werden.

Alle RednerInnen machten klar, dass Solidarität in Corona-Zeiten nicht an Staatsgrenzen aufhören darf, die EU und Deutschland endlich handeln und die Geflüchteten aufnehmen müssen, um die bislang dort eingesperrten Menschen zu schützen!

Nach dem Ende der Kundgebung an der Plöck zogen die Teilnehmenden weiter zum zweiten Versammlungsort, dem Wilhelmsplatz in der Weststadt. Auch hier kamen einige dutzend Menschen zusammen, um sich hinter die Forderung nach einer menschenwürdigen Unterbringung der Geflüchteten zu stellen. Untermalt wurde das von Gesang sowie dem Klang von Trommeln und Gitarre.

Aus der Weststadt ging es für die AktivistInnen dann weiter in die Bahnstadt, um auch in einem weiteren Stadtteil, der sonst eher selten Ort von politischen Kundgebungen ist, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Lage in den Camps zu richten.

Insgesamt war es ein erfolgreicher Nachmittag, an dem sehr viele Menschen an vielen unterschiedlichen Orten in Heidelberg erreicht werden konnten. Wieder wurde bewiesen, dass es trotz Corona möglich ist, verantwortungsvoll zu demonstrieren und auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.

Nervig war dabei nur das Verhalten der Polizei, die Leute wegen Kleinigkeiten, wie dem weiteren Aufhalten am Ort einer beendeten Kundgebung, erkennungsdienstlich behandelte. Mit einem Blick auf das zurückliegende Wochenende, an dem es die Heidelberger Polizei schaffte, über zwei Stunden lang Nazis und VerschwörungstheoretikerInnen, die sich weder an Maskenpflicht noch Mindestabstand hielten, zu ignorieren, läasst sich feststellen, dass der Staat mal wieder mit zweierlei Maß misst. Kritik an der menschenverachtenden Politik der EU scheint dabei weniger genehm zu sein, als das Relativieren der Shoa und das Rumhängen mit FaschistInnen.

Es bleibt dabei: Geflüchtete evakuieren, Lager schließen! Für ein Leben aller Menschen in Sicherheit und Würde! Grenzenlose Solidarität statt Festung Europa!

#leavenoonebehind